In unserem Leben suchen wir oft nach dem «normalen» Weg, einem gut präparierten Pfad, der klar ausgeschildert und dem leicht zu folgen ist. Das Ziel ist klar und so bewegen wir uns vorwärts. Wird der Weg steiler, werden durch die Behörden Stufen eingebaut, und an gefährlichen Stellen bieten Seile Sicherheit. Wird der Weg durch Unwetter zerstört, werden Ressourcen gesprochen, damit der Weg wieder instand gestellt werden kann.

Jede Liebesbeziehung beginnt mit diesem Bild des Normalen. Wir stellen uns vor, dass sie bis in die Ewigkeit hält – ein Bild, das in vielen Liedern besungen wird.

Wenn eine langjährige Beziehung getrennt oder geschieden wird, hat dieses Normal und normale Wege keine Gültigkeit mehr. Das Wetter erodiert langsam die Wege und von einem Tag auf den anderen bricht ein Teilstück weg. Der Weg wird nicht fortgesetzt. Menschen aus einer Trennung oder Scheidung stehen vor einem Abgrund. Wo geht mein Weg weiter? Ich begleite Menschen in dieser Situation mit einer Bachwanderung. Für sie ist der Weg steinig, unklar und voll von verschiedenen Hindernissen. Kleine Steine, die scheinbar gut zu meistern sind, sind rutschig und bieten keinen Halt. Grosse 5m hohe Brocken versperren den Weg. Wenn wir uns dem Brocken nähern, wird ein Weg um den Felsen herum sichtbar. Dornenranken zerkratzen die Beine und an einer Stelle, geht der Bach durch einen Tunnel. Sabrina sagt: «Wenn mein Weg der Trennung auch bloss so kurz wäre wie dieser Tunnel und ich wieder aufrecht vorwärts gehen könnte.»

Aufrecht vorwärts gehen ist ein Wunsch, nachdem ein Idealbild zerbricht. Wenn Menschen, die sich einst geliebt haben, getrennte Wege gehen, braucht es stattdessen für das Aufrechte vorwärts gehen für jeden Schritt Mut und Entschlossenheit. Aufrecht vorwärts zu gehen bedeutet, sein Selbstgefühl, seine Annahme, Sicherheit, Bedeutung und seinen Mut zu finden und zu stärken.

Der erste Schritt auf diesem neuen Weg ist oft der schwerste. Oft startet jemand gebeugt und gebeutelt. Oft fehlt das Aufrichten und damit der Blick für Horizonte weiter weg. Während wir uns durch die Herausforderungen der Trennung kämpfen, lernen wir auch, was es bedeutet, wirklich zu leben. Oft kämpfen wir uns über Hindernisse vorwärts und erkennen den Bach des Lebens, an dem wir unterwegs sind, nicht. Es bleibt uns fern, in der Ungewissheit die grössten Chancen für persönliches Wachstum zu erkennen.

Aufrecht vorwärts gehen ist eine Aufforderung, die im Vorwärtsgehen erst seine Bestimmung erhält. Mut ist die überwindende Kraft, trotz aller Ängste und Zweifel weiterzugehen. Erlebnisse helfen dir beim Aufrichten. Nach und nach ist das Erkennen von Orientierungspunkten und Horizonten möglich. Stärke dein Selbstgefühl, indem du aus der Quelle trinkst, an der du deinen Weg suchst.

Machen wir uns auf den Weg, Schritt für Schritt, im Bach des Lebens, vorwärts, aufrecht und mit Zuversicht.

Wann richtest du dich wieder auf?