Was verbindest du mit «Neu Aufblühen»? Deine Reise mit mir beginnt im Winter. Der heutige Januarmorgen ist klar, jedoch nicht allzu kalt. Wir machen uns auf, damit wir die nächste Nacht draussen in einem Winterlager verbringen können. Unsere Gruppe besteht aus jungen Erwachsenen, welche die erste Schneeübernachtung erleben werden. Ob Iglu oder Schneehöhle wird der Schnee noch zeigen. Bei Baustart scheint die Sonne, doch die Wetterprognose behält recht. Kurz nach Mittag beginnt es zu regnen und das bis auf 2500m.ü.M. Der Bau eines Iglus wird unter nassem Sulzschnee unmöglich.
Innere Stimmen in mir starten den Wettbewerb. Was sind die nächsten Schritte? Was ist noch möglich? Welche Erwartungen der Gruppe sind noch in der Luft? Wie lange bleiben die Schneehöhlen stabil und fest? Wo wird die Linie zum Abbruchkriterium überschritten? Nach dem Nachtessen stehen durchnässte Teilnehmer im Dauerregen und Dunkeln erwartungsvoll da. Sie sind bereit, die Unterkunft zu beziehen und freuen sich auf einigermassen trockene Schneehöhlen.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Entscheidung «wie weiter?» bereits gefällt. Doch den weiteren Verlauf der Geschichte erzähle ich dir nach der Möglichkeit zur Eigenreflexion.
Im Alltag bist du meistens in der Komfortzone unterwegs. Du hast die Situation unter Kontrolle und die nächsten Schritte sind meistens klar. Wenn du die Komfortzone verlässt und in die Lernzone kommst, kannst du gewisse innere Stimmen verstärkt wahrnehmen. Deine charakterlichen Prioritäten verstärken sich. Die charakterlich stärkeren inneren Stimmen erhalten mehr und längere Sprechzeiten und erhalten damit mehr Gewicht. Hier sind Fragen, die du dir zur beschriebenen Situation langsam, bewusst und bedacht beantworten kannst.
- Was möchtest du in einem solchen Moment vermeiden?
- Was ist für dich Gewinnen in Situationen, die nach Verlieren aussehen?
- Was hast du unter Kontrolle?
- Welche Notfallszenarien legst du dir bereit?
- Wer muss in solchen Situationen bei dir sein?
- Wem schenkst du dein Vertrauen?
- Wie verlässt du die Komfortzone?
Zurück zur Geschichte.
Das Abbruchkriterium ist erreicht. Wir werden als Gruppe zusammen einen Aufstieg zur Passstrasse machen und dann auf dieser gemeinsam zu einer warmen Unterkunft absteigen. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Konsequente und unkonventionelle Persönlichkeiten haben schon lange darauf gewartet, dass dieser Entscheid kommt. Dieser Entscheid gibt Sicherheit, auch wenn die bevorstehende Nachtwanderung noch sehr viel Unsicherheiten aufweist. Der Weg bis zu Passstrasse ist streng und beschwerlich. Der Schnee ist unregelmässig und auf der obersten nassen Schicht rutschen wir immer wieder weg. Auf der Passstrasse angekommen gibt es einen Verpflegungshalt. Dort erlebt die Gruppe «das neue Aufblühen». Das Erreichen der Passstrasse und die Stärkung mit Energieriegeln macht den Sicherheitsgewinn deutlich spürbar. Die ruhige, bedrückte Stimmung ist verflogen auch wenn uns noch eine Stunde Abstieg bevorsteht.
Der Abstieg ist leicht und fröhlich. Von verschiedenen Seiten ist von gemachten Erfahrungen und abgebrochenen Exkursionen zu hören.
Aussagen wie «Trotz Widrigkeiten habe ich ____ geschafft!»
Die Grundbedürfnisse der Seele sind Sicherheit und Bedeutung. Das Erreichen der Passstrasse füllte das Glas «Sicherheit» bei vielen Gruppenmitglieder wieder auf und das Glas «Bedeutung» wird bei mir als Gruppenleiter aufgefüllt, mit dem Wissen, eine gute Entscheidung getroffen zu habe. Du hast bis hier durchgehalten. Ich stelle noch einmal Fragen für deine Reflexion.
- Was hast du trotz Widrigkeiten geschafft?
- Welches Gefühl stellt sich dabei ein?
- Mit wem teilst du deinen Erfolg?
- Was ist dir wichtig, Sicherheit / Bedeutung?
«Wenn alles gegen dich zu laufen scheint, erinnere dich daran, dass das Flugzeug gegen den Wind abhebt, nicht mit ihm.» Henry Ford