Was passiert, wenn Bedürfnisse unerfüllt bleiben? Wenn es andere betrifft, reagieren wir oft mit einem knappen «Ist halt so.» Unser Mitgefühl bleibt aus. Betrifft es uns selbst, spüren wir Frust, Leere und ein tiefes Sehnen nach Erfüllung. Gerade in einer Welt, in der fast alles sofort verfügbar ist, fällt es schwer, Mangel auszuhalten.

Ich denke an Regula, die sich einen Partner wünscht, an Beat, der mit seiner Frau seit Jahren auf ein Kind hofft, und an Roland, der seinem Beruf mehr Sinn geben möchte. Alle drei erleben innere Leere und Frust. Sie geben sich mit «Ist halt so» nicht zufrieden.

Bei unerfüllten Bedürfnissen meiden wir oft grundlegende Fragen: Haben wir überhaupt einen Anspruch auf Erfüllung? Schuldet uns das Leben etwas? Gerne zitieren wir motivierende Sprüche wie Walt Disneys «Wenn du es träumen kannst, kannst du es auch tun.» Doch solche Sätze stossen an Grenzen. Auch die Theorie von Malcolm Gladwell wirkt dann verletzend oder realitätsfern. Freunde werden zu Feinden, wenn sie uns auffordern, dass man mit genügend Übung jedes Ziel erreichen könne. Denn was passiert, wenn jemand sich anstrengt, alles versucht und das Bedürfnis trotzdem ungestillt bleibt?

Dann zeigt sich eine schmerzhafte Grenze. Wir erkennen: Nicht alles liegt in unserer Hand. Und doch geht das Leben weiter. Man muss im Nicht-Verstehen nach Sinn suchen.

Irgendwann lässt sich die Unzufriedenheit nicht mehr verdrängen. Ein innerer Prozess beginnt, wie ein Fluss, der sich seinen Weg gräbt. Unsere Vorstellungen werden geformt, manchmal erschüttert. Doch gerade in dieser Not, in der Leere, zeigt sich Echtheit. Daraus reifen unabhängig vom Ergebnis Vertrauen, Charakter, Glaube und Mitgefühl.

Was hilft trotz Unerfülltheit gegen die innere Leere?

«Unverhandelbares» benennen: Was ist so wichtig, dass man daran festhält, egal was passiert?

Funktionierende Lebensaufgaben erkennen: Das Leben ruht auf verschiedenen Lebensaufgaben: Liebe, Arbeit, Gemeinschaft, das eigene Selbstbild und der Glaube. Wenn eine dieser Säulen (Lebensaufgabe) ins Wanken gerät, bedeutet das nicht automatisch, dass alles einstürzt. Wer sich bewusst an den stabilen Lebensaufgaben orientiert, kann innere Unsicherheit und das Gefühl der Leere besser auffangen.

Energieräuber meiden: Wo sinkt dein Lebensmut? Meide Orte und Menschen, die dich auf dein unerfülltes Bedürfnis reduzieren.

Kennst du auch einen Beat, eine Regula oder einen Roland? Unerfüllte Bedürfnisse lassen sich nicht auf Knopfdruck erfüllen. Aber sie verändern uns und bringen Echtheit, Geduld und Reife hervor. Und vielleicht kannst du für jemanden in dieser Lage Hoffnung säen.