Als Kind träumte ich davon, in einem Sportverein eine wichtige Rolle zu spielen. Sei es als Torschützenkönig durch gute Leistungen oder als Kapitän durch gute Führung. Ich erinnere mich, wie ich im Bett lag und in meinen Gedanken die wichtigsten Spiele mit gutem Geschick leitete. Wenn ich heute zurückblicke, verbinde ich diese Träume mit dem Bedürfnis, einen guten und bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ich wollte Spuren hinterlassen, damit andere Menschen meinem Beispiel folgen können.

Meine Erfahrung mit Menschen bringt mich zur Behauptung, dass alle Menschen einen guten Lebenswandel haben wollen und sich dafür Vorbilder suchen. Sie wollen von Ihnen beeinflusst werden und gleichzeitig ein positives Vorbild für andere sein. Menschen wollen mit ihrem Leben Spuren hinterlassen.

Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, beschreibt eine differenzierte Sicht auf Vorbilder. Menschen lernen durch die kindliche Prägung in den ersten Lebensjahren und teilen ihre Erfahrungen in nützlich und hilfreich oder destruktiv und zerstörerisch ein. In seiner Theorie betont Adler, wie wir Menschen uns durch dieses Lernen in soziale Beziehungen investieren und uns in der Gesellschaft engagieren. Dabei spielen Vorbilder eine wichtige Rolle. Adler sah in Vorbildern eine Motivationsmöglichkeit für den Einzelnen, sich ein Idealbild zu schaffen, sich weiterzuentwickeln und die eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Insofern helfen Vorbilder dem Menschen, sich an positiven, konstruktiven Zielen zu orientieren.

Allerdings warnte Adler auch davor, dass ein unreflektierter oder übermässiger Vergleich mit Vorbildern zu einem Gefühl der Minderwertigkeit führen kann. Minderwertigkeitsgefühle und Entmutigung entstehen, wenn Menschen sich ständig mit den Fähigkeiten und Leistungen eines idealisierten Vorbilds vergleichen und ihren Wert herabsetzen. Aus dieser Minderwertigkeit entstehen überhöhte Ziele und der Gesellschaft mehr schaden als nützen. Solche Spuren sind in Gemeinschaften oft so tief, dass sie sie spalten.

Wie können wir angemessen mit Vorbildern umgehen? Wie hinterlassen wir Spuren auf eine gesunde Weise?

Adler betonte, dass es wichtig sei, Vorbilder als Inspiration zu sehen. Dabei gelte es, die eigenen individuellen Möglichkeiten und Grenzen zu respektieren. Bevor ich mich an meinem Vorbild orientiere, muss ich meine Stärken, Grenzen, Möglichkeiten und Hindernisse kennen. Fanatismus, Überforderung und Minderwert entstehen durch unkontrollierte Nachahmung. Das äussert sich im Rückzug aus der Gemeinschaft oder im Streben nach Macht. Durch den Rückzug teilt uns die Person mit, dass ohne sie das Leben weniger wert ist. Mit der Überlegenheit will sie der Gemeinschaft ihre Wege aufzwingen.

Was können wir nun den Vorbildern abschauen?

Suche Inspiration in Vorbildern und baue ihre guten Tugenden entspannt in dein Leben ein. Suche nach Weisheit, Erkenntnis, Glaube, Fröhlichkeit, Langmut, Hilfsbereitschaft und Liebe. Nicht zu vergessen ist die Wahrheit von Dr. Eckart von Hirschhausen: «Du willst so sein wie andere? Andere gibt es schon genug.»