Es ist Sommer-, Ferien- und All-inclusive-Zeit. Du stehst am Buffet. Wie ist dein Sättigungsgrad? Wie sehr gelüstet es dich nach mehr, nach etwas Speziellem oder genau nach dem, was dein Nachbar gerade hatte? Kannst du aus einer inneren Fülle schöpfen, oder versuchst du, eine innere Leere zu füllen?

Ich lernte Gerd kennen. Fragst du ihn auf dem Flur, wie es ihm geht, wird er dir rasch antworten: «Mir geht es gut, ich kann meine Träume verwirklichen, das Geschäft ist im Flow, ich bin glücklich verheiratet und fühle mich gesund. Was will ich mehr?» Doch wenn es still wird, beschreibt er seine Situation ganz anders: «Ich stehe vor dem Buffet eines All-inclusive-Hotels beim Mittagessen. Ich bin vom Frühstück noch gut gesättigt und trotzdem sagen innere Stimmen zu mir, dass ich zugreifen soll.» Woran liegt das?

Ich behaupte: Agiert jemand aus innerer Fülle, aus Sättigung und Zufriedenheit, sind Buffetsituationen einfacher zu managen. Wie kann das gelingen? Wie bei einem Buffet stelle ich dir verschiedene Möglichkeiten zusammen. Gedanken, die sich vielleicht nicht so leicht runterrutschen, aber dafür ehrlich und klärend wirken können.

Wirst du genug bekommen? Das ist ein Gedanke, der tief aus der Kindheit stammen kann. Ein Gefühl, dass du zu kurz kommst, dass andere mehr erhalten. Vielleicht wurde dir etwas vorenthalten.

Wie oft bedienen sich die anderen? Der Vergleich mit anderen zeigt dir, dass du scheinbar ein Verlierer bist. Andere haben mehr, besser, schöner. So stopfst du dich nicht nur körperlich voll, sondern fütterst auch deine Gedanken mit Missgunst und Neid. Ist das wirklich das, was du möchtest?

Beobachten mich andere, wenn ich mich bediene? Ein Gedanke voller Angst und Scham. Er signalisiert dir, dass es dir nicht gestattet ist, dich frei zu bedienen. Wie lässt sich so ein Essen unter ständiger Beobachtung überhaupt geniessen?

Wann habe ich so viel gegessen, dass es sich finanziell lohnt? Bei jedem Gang zum Buffet werden nur die kostbarsten Dinge gepickt. Solange es sich nicht „rentiert“ hat, bleibt ein inneres Gefühl von Berechnung zurück. Willst du wirklich alles im Leben abrechnen? Was ist mit dem, was nicht messbar ist?

Warum fehlt genau das? Trotz vollem Buffet entsteht das Gefühl, dass etwas Entscheidendes zur Vervollständigung deines Selbst fehlt. Es ist wie ein emotionales Defizit, irgendetwas fehlt im Leben, und es ist nie da. Wie lange möchtest du dich weiter auf das fokussieren, was fehlt?

Seit der Kindheit sind wir Menschen auf der Suche nach einem erfüllten Leben. Wir sehnen uns nach Annahme, Sicherheit und Bedeutung. Diese Suche intensiviert sich in verschiedenen Lebensphasen. Gerd zum Beispiel definiert sich stark über äussere Zustände, wirtschaftliches Denken und über andere Menschen, die ihm Bedeutung geben. Doch wenn er allein mit sich ist, fallen diese äusseren Einflüsse weg. In solchen Momenten sucht er nach Sinn und möchte ihn finden.

Welche Gedanken würdest du mit ihm teilen und wie erklärst du es ihm, damit er es versteht?